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Der Autor stellt dem Roman folgende Biographie der Protagonistin voran: Josefine Mutzenbacher (Alias; * 20. Februar 1852 in Hernals, 17. Dezember 1904 in einem Sanatorium) geriet früh unter die Kontrolle der Sittenpolizei, stieg aus den wohlhabenden Freudenhäusern zu einer Kupplerin für die feine Gesellschaft um das Ausstellungsjahr 1873 auf, verschwand mit einem Russen und kehrte nach wenigen Jahren wohlhabend nach Wien zurück, wo sie bis 1894 als Dirne der elegantesten Sorte ein auffallendes und viel beachtetes Dasein führte. Sie liess sich auf einem kleinen Landgut bei Klagenfurt nieder, wo sie, von Einsamkeit und einem Frauenleiden geplagt, dem sie später erlag, die Geschichte ihrer Jugend niederschrieb. Es handelt sich um eine Legende. Der Verfasser des Romans ist unbekannt. Das Buch wurde oft dem österreichisch-ungarischen Schriftsteller Felix Salten zugeschrieben, doch konnte dies nie bewiesen werden. Salten wurde 1909 im Deutschen Anonymen Lexikon als Autor genannt. Salten hat die Urheberschaft nie dementiert oder bestätigt. Im umfangreichen Nachlass Saltens konnten keine Belege für eine Verbindung zu dem Buch gefunden werden. Auch andere Namen wurden als Autor genannt, darunter Arthur Schnitzler, dessen Reigen im selben Verlag erschien. Heute geht man davon aus, dass das Buch von demjenigen verfasst wurde, der auch die allererste Rezension schrieb: Ernst Klein.
In dem Buch erzählt die Protagonistin, die gealterte Prostituierte Mutzenbacher, von ihrer Kindheit. Sie erzählt, wie sie schon als Fünfjährige von einem Bettgeher auf den Schoss genommen wurde, der ihr den Rock hochzog, wie sie von anderen Kindern in diversen Vater-Mutter-Spielen erzogen wurde und was die Nachbarin auf dem Dachboden so trieb; im Verlauf der Handlung werden Reinigungen durch einen scheinheiligen Katecheten ebenso ausführlich geschildert wie inzestuöse Handlungen und vieles mehr. Am Ende des Buches ist sie etwa vierzehn Jahre alt und macht ihre ersten Erfahrungen als Prostituierte. Aus der Erzählperspektive der Hauptfigur wird immer wieder die lustvolle Freiwilligkeit betont, auch in den oft seitenlangen Dialogen der Protagonisten (mit einschlägigem Wienerisch). Zugleich wird ein Sittenbild des Wiener Proletariats im ausgehenden 19. Dem Zeitgeist entsprechend wurde das Werk als kinderpornographisch kritisiert.
1970 und 1971 wurden der erste (Josefine Mutzenbacher) und der zweite Teil (Josefine Mutzenbacher II - Meine 365 Liebhaber) von Regisseur Kurt Nachmann mit Christine Schuberth, Elisabeth Volkmann und Kai Fischer verfilmt. Der dritte Teil erhielt 1972 den Titel Ferdinand »Mutzenbacher«, erschien aber in Deutschland unter dem Titel Auch fummeln will gelernt sein. 1976 folgte eine Pornoverfilmung unter der Regie von Hans Billian mit Patricia Rhomberg in der Titelrolle: Josefine Mutzenbacher - Wie sie wirklich war. Es gab drei Fortsetzungen vom selben Regisseur, die jedoch nicht an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen konnten.